Hände weg von Kastendoppelfenstern!

Sie gehören zu Altbauten wie hohe Decken und Stuck: Schätzungsweise eine Millionen Kastendoppelfenster gibt es heute noch in Berlin. Ihre Zahl schrumpft jedoch von Woche zu Woche. Wird ein Haus saniert, entscheidet sich der Eigentümer oftmals für den Einbau neuer Kunststofffenster. Das Umwelt- und Naturschutzamt des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf warnt jetzt nicht nur aus ästhetischen Gründen vor voreiligen Entscheidungen.

Das Kastendoppelfenster ist seit gut 200 Jahren bekannt und war bis 1918 die gängigste Fensterart im mittel- und nordeuropäischen Raum. Seine Besonderheit liegt darin, dass es aus zwei separaten Fenstern besteht, die konstruktiv zusammengefasst sind.                                                                                                                                            Kastendoppelfenster sind undicht und besonders pflegebedürftig, so die landläufige Meinung über den immer noch weit verbreiteten gründerzeitlichen Fenstertyp. Folglicherweise landen viele der feinprofilierten Holzrahmen mit ihren oftmals verzierten Fenstergriffen aus Messing auf dem Müll. Dieser rabiate Umgang mit der historischen Substanz schadet zunächst einmal dem Erscheinungsbild eines jeden Altbaus, denn Kunststofffenster mit plumpen Rahmungen und Mittelpfosten werden feingliedrigen Fassadengestaltungen nie gerecht. Außerdem korrespondiert die aus der Fensterdopplung resultierende Dreidimenionalität der Kastendoppelfenster mit dem oftmals noch vorhandenen plastischen Außenstuck.                                                                                              Messungen des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf haben nun zudem ergeben, dass der Erhalt der Kastendoppelfenster auch aus ökonomischen sowie ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll ist. Der Klimabeauftragte des Umwelt- und Naturschutzamtes Peter Schrage-Aden erläutert dies anhand von vier Gründen. Erstens spare die Sanierung eines alten Fensters Energie und Rohstoffe. Zweitens sei die Gefahr der Schimmelbildung durch den Einbau eines neuen Fensters in eine kalte Wand nicht zu unterschätzen. Da selbst ein 100 Jahre altes Kastendoppelfenster die Wärmeschutzanforderungen der Energieeinsparung erfüllen könne, ist drittens die Förderung einer Sanierung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau möglich. Schließlich profitiere bei einer Ertüchtigung auch das lokale Handwerk.

Weitere Informationen

2 Antworten zu “Hände weg von Kastendoppelfenstern!

  1. Pingback: Der FBMS: heute mit Müggelturm, Kastendoppelfenstern, Roma und mehr | F u t u r b e r l i n

  2. Pingback: Bauen statt Baustop | Leben in der Kopenhagener Straße 46 in Berlin

Hinterlasse einen Kommentar