Ausrangiert: In Pankow-Heinersdorf verfällt ein (fast) einzigartiges Industriedenkmal

Das Bauwerk ist kaum zu übersehen. Zwischen dem S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf und dem Autobahnzubringer Prenzlauer Promenade erhebt sich ein mächtiges kreisrundes Gebäude. Dieses  diente als Rundlokschuppen und stellt heute ein beinahe einzigartiges Relikt dar. Kaum zu übersehen ist allerdings auch der ruinöse Zustand des Industriedenkmals. Die Deutsche Bahn, bis vor kurzem Eigentümer des Grundstücks, ließ den prägnanten Bau des Ende der 1990er Jahre stillgelegten Bahnbetriebswerks Heinersdorf jahrelang verfallen.

Rundlokschuppen waren eine wichtige Bauaufgabe zu Beginn des Eisenbahnzeitalters. Sie boten aufgrund ihrer kreisrunden Bauweise mit dem charakteristischen Kuppeldach im Unterschied zu herkömmlichen Lokschuppen den Vorteil, dass auch die in der Mitte gelegene Drehscheibe vor Witterungseinflüssen geschützt blieb. Diese wurde dazu genutzt, die Lokomotiven auf die sternförmig abführenden Abstellgleise zu rangieren. Das Rundhaus in Heinersdorf mit 24 Gleisen war der letzte Rundlokschuppen, der in Deutschland gebaut wurde. 1893 fertiggestellt zeigte sich bald darauf, dass Bauten dieser Art mit dem rasanten technischen Fortschritt  nicht mithalten konnten: Die neuen Lokomotiven wurden länger und die Rundlokschuppen waren nur schwer erweiterbar. In den folgenden Jahrzehnten wurden daher viele Rundhäuser aufgegeben.

Seit dem Abriss des Rundlokschuppens in Paderborn 1978 existieren in Deutschland gerade noch zwei Bauten dieser Art. Neben dem Gebäude in Heinersdorf befindet sich ein zweites Rundhaus auf dem Rangierbahnhof in Berlin-Rummelsburg. Hier wie dort ist der Zustand dieser einmaligen Industriedenkmäler äußerst kritisch. Würden sie nicht beide unter Denkmalschutz stehen, hätte die Deutsche Bahn als Eigentümer sie vermutlich schon längst abgerissen.  Für das Bauwerk in Rummelsburg wurde bereits 2010 ein Abrissantrag gestellt, der allerdings abgelehnt wurde.

Während das Rundhaus in Rummelsburg nun weiter verfällt, gibt es für den Rundlokschuppen in Heinersdorf indes ein wenig Hoffnung. Der Möbelhändler Krieger hat das Areal vor einigen Monaten aufgekauft. Krieger plant auf dem benachtbarten Gelände des früheren Pankower Güterbahnhofs den Bau eines neuen Stadtviertels mit Wohnungen, vielen Einkaufsmöglichkeiten und einem neuen Möbelhaus. Der historische Rundbau soll laut Krieger saniert werden – jedoch nur, wenn seine Pläne in der Nachbarschaft genehmigt werden. Im Bezirk gibt es dafür eine Mehrheit, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zögert allerdings noch, da sie den Zuwachs großflächiger Einzelhandelsflächen an dieser Stelle als problematisch betrachtet.

Weitere Infos:

Facebook-Gruppe „Rangierbahnhof Pankow“

Artikel im Tagesspiegel vom 31. Dezember 2011: Investition durch Möbelhaus. Pankower Rundlokschuppen

16 Antworten zu “Ausrangiert: In Pankow-Heinersdorf verfällt ein (fast) einzigartiges Industriedenkmal

  1. Hallo,

    ja ja, die DB, was lässt diese nicht alles verfallen! In Gießen gibr es übrigens auch noch einen altten (Halb-) Rundlokschuppen, der der Natur preisgegeben ist. Hier einigermaßne zu erkennen: http://img.fotocommunity.com/photos/15968445.jpg

  2. Einen Ringlokschuppen (nicht halb Rundlokschuppen, die heißen anders 😉 ) der hier verfällt haben wir auch stehen…. vis a vis. Typisch Bahn. Siehe die Bahnhofsgebäude…Ringlokschuppen sind mit außenliegender Drehscheibe, die Rundlokschuppen hingegen mit innenliegender Drehscheibe. Und zwei wunderschöne Wassertürme stehen hier auch von denen einer verfällt und der andere glücklicherweise schon anderer Nutzung hat (Cafe).

  3. Zu diesem und weiteren Rundlokschuppen derselben Serie gebe es eine gesonderte Informationsseite: http://www.oooooo.eu

  4. ich will mich ja nicht unnütz beschweren, aber gebe es etwa irgendwelche regeln, gegen die ich mit meinem kommentar verstieß?

  5. Der Kleene aus dem Bw

    Es ist einfach nur eine Schande. Ich kenne den Bahnhof Pankow und das Bw Pankow aus meiner Kindheit und habe viele Stunden dort verbracht. Immer wenn ich jetzt den Autobahnzubringer hoch fahre tränen mir die Augen wenn ich das Gelände sehe.
    Einfach nur Traurig, den 2. Weltkrieg hat der Bahnhof überlebt nur mit der wende kam das Ende.

  6. Kann man aus der Riesenfläche von ~40 ha nicht etwas Vernünftigeres
    machen? In Pankow (hier „lernten einst die Bilder das Laufen“, siehe
    Skladanowski) fehlt ein richtiges Kino oder eine Mehrzweckhalle für
    Sport oder Konzerte oder eine ordentliche Schwimmhalle. Es fehlen
    Wohnungen, Schulen und Parkplätze; von mir aus auch ein Möbelhaus
    oder eine gute Bibliothek. Aber ein Handelsquartier mit 5000 m/2 am
    S- u.U-Bahnhof (was wird das wohl gehandelt?) ein Einkaufszentrum
    mit ~ 30 000 m/2 Verkaufsfläche (100 Geschäfte) und noch ein
    Billigmöbelhaus mit 7000 m /2 brauchen wir das wirklich? Das Pan-kower Zentrum hat sich gerade mal so erholt nachdem wir das Rat-
    haus-Center mit 30 000 m/2 (80 Geschäfte), die Schönhauser-Allee Arkaden mit ~ 25 000 m/2 (100 Geschäfte), das 2 km entfernte Ge-
    sundbrunnen-Center mit 30 000 m/2 (100 Geschäfte), das Neumann-
    Forum mit 35 Geschäften 30 m entfernt vom ehem. Güterbahnhof
    Pankow haben. Es haben sich in den letzten Jahren in der Berliner-
    Str,, der Breiten-Str. der Wollank- und der Florastr. viele Gewerbetrei-
    bende mit sehr interessanten Geschäftsideen und besonderen Spe-
    zialisierungen selbständig gemacht und beraten mit viel Fachkenntnis
    und Elan die Pankower Bürger. Der Pankower Wochenmarkt in der
    Mitte des Zentrums besteht als einer der ältesten Märkte Berlins über
    180 Jahre. Wollen wir das gesamte Leben und Wohlfühlen in Pan-
    kow für 250 Wohnungen mit 5,50 € m /2 negativ verändern? Wir
    haben in Pankow gut 3 Dutzend Einkaufsmärkte und Wohngebiets-
    einkaufscenter und sieht man genau hin sind wir überversorgt !
    Pankow wächst sehr stark aber die Einkaufsmöglichkeiten sind
    auch für die Zukunft ( jährlicher Zuzug von 5000 Menschen gegen-
    wärtig ) absolut ausreichend. – Wer kommt dafür auf, wenn Pankow
    so verkommt, wie bei anderen Centern (Marzahn, Hohenschön-hausen ) geschehen? Es gibt bundesweit leider sehr viele nega-
    tive Beispiele. Herr Krieger sollte eine andere Idee für sein Denkmal
    suchen.

  7. Doch momentan ist Krieger der Einzige, der überhaupt irgendwelches Geld in die Kuppel stecken will. Alle anderen – auch die mit den schönsten Ideen! – verlangen Geld. Ein leidiger Unterschied.

  8. Das der Möbelriese dort Geld reinstecken wird ist eher fraglich.
    Mit dem Erhalt des Rundlokschuppens will er nur die Leute beruhigen, um seine anderen Projekte durchzusetzen. Im letzten Jahr ist nicht ein mal etwas zur Sicherung und Rettung des weiteren Verfalls gemacht worden! So wie die Bausubstanz jetzt aussieht, fällt das Gebäude bald zusammen. Aktuell am 24.02.2014 um 16:45Uhr stehen mehrere Gebäude da neben in Flammen! Vielleicht ist eine Heißsanierung doch die günstigere Sanierung…

  9. Hi, ich war dieses Jahr im Juni dort zum Fotografieren. Außer dass die Schäden weiter zugenommen haben, das Verwaltungsgebäude nebenan Opfer von Brandstiftung wurde, und dort ein paar Kiffer und Sprayer unterwegs waren, hat sich rein garnichts getan. War aber ne tolle mystische Atmosphäre! Trotzdem Schade drum, natürlich.

  10. Ich würede gerne ein Objekt retten, es kaufen und neu ’sanieren‘
    An welche Leute muss man sich wenden?..

    • Wie meinen Sie „neu sanieren“?
      Sanieren, daß es „wie neu“ aussieht?- das wäre bei einem Baudenkmal rechtlich nicht machbar.
      „Erneut sanieren“?- auch das ist schwer vorstellbar, denn es gab bisher keine Sanierungen daran.
      Der Besitzer des Grundstückes ist meines Wissens immer noch DB Immobilien. Kurt Krieger hat ein Vorkaufsrecht.

  11. Ich würede gerne ein Objekt retten, es kaufen und neu ’sanieren‘
    An welche Leute muss man sich wenden?..

    • Wie meinen Sie „neu sanieren“?
      Sanieren, daß es „wie neu“ aussieht?- das wäre bei einem Baudenkmal rechtlich nicht machbar.
      „Erneut sanieren“?- auch das ist schwer vorstellbar, denn es gab bisher keine Sanierungen daran.
      Der Besitzer des Grundstückes ist meines Wissens immer noch DB Immobilien. Kurt Krieger hat ein Vorkaufsrecht.

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