Initiative „Gegen die Zerstörung historischer Fassaden durch Wärmedämmung“

Ist eigentlich schon einmal jemand auf die Idee gekommen, die Hausfassaden von Paris zu dämmen?

Das Wärmedämmverbundsystem und die Folgen für das Stadtbild Ein Abgesang auf die Baukultur

Energetische Sanierungen sind zurzeit in aller Munde. Kein Hausbesitzer, der sich bei der anstehenden Sanierung seines Gebäudes aufgrund der staatlichen Vorgaben nicht mit Fragen der Energieeinsparung auseinandersetzen muss. Um es gleich am Anfang klarzustellen: Niemand in unserer Initiative hat etwas gegen energetische Sanierungen von Wohngebäuden einzuwenden, die nicht die Fassaden betreffen. Doch leider wird in den  derzeitigen Diskussionen ästhetischen, städtebaulichen und denkmalpflegerischen Belangen viel zu wenig Beachtung geschenkt . Dabei zeigt sich schon jetzt, dass die Folgen für das Stadtbild katastrophal sein können – besonders dann, wenn sich der Eigentümer ohne Notwendigkeit für das Wärmedämmverbundsystem entscheidet. So verschwinden ortstypische Architekturen immer häufiger hinter bis zu 30cm dicken Dämmplatten. Ob Klinkerfassaden in Hamburg, Gründerzeitvillen in Düsseldorf oder Fachwerkhäuser in Süddeutschland: beworben durch übermächtige Interessengruppen aus der Industrie und einem unkritischen Ökoeifer droht in Deutschland nach den Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg und die Entstuckungswellen in den Nachkriegsjahrzehnten nun eine weitere flächendeckende Vernichtung stadtbildprägender Fassaden.

Dabei ist umstritten, ob dass Wärmedämmverbundsystem tatsächlich die  Energieeinsparungen erreicht, welche die Industrie großspurig verspricht. Der Austausch der Heizanlagen oder die Dämmung des Daches sind in vielen Fällen oftsmals die effektiveren Maßnahmen. Die Außendämmung dagegen ist oftmals wenig effektiv und belastet obendrein die Mieter enorm. Hinzu kommen unkalkulierbare Risiken aufgrund mangelnder Dauerhaftigkeit, ungeklärter Recylingfähigkeit, offener Brandschutzfragen sowie bauphysikalischer und baubiologischer Probleme (u.a. Gefahr der Schimmel- und Algenbildung).  Überhaupt wurde vor kurzem im Spiegel festgestellt: „Würde man eine Energiebilanz nicht nur für den Betrieb, sondern für den Lebenszyklus eines Gebäudes erstellen, dann sähen Passiv- und Plusenergiehäuser plötzlich alt aus. Denn in einer wahren Öko-Bilanz sind Materialherstellung, Transport von Baustoffen und Montage die entscheidenden Punkte.“  (Artikel „Nur wer  nicht baut, baut gut“ vom 30.08.2012)                                                                                                                                                                  Auf dieser Seite möchten wir vor allem die baukulturellen Auswirkungen des Wärmedämmverbundsystems thematisieren und dokumentieren. Jeder ist eingeladen, mitzudiskutieren und eigene Beobachtungen aus seiner Nachbarschaft mitzuteilen. Zu erreichen sind wir auch unter igzhfw@yahoo.de. Aktuelle Informationen zum Thema gibt es übrigens zudem auf Facebook: Keine Dämmung historischer Fassaden. Auch die Berliner Morgenpost, der Tagesspiegel, der rbb, Deutschlandradio Kultur, Deutschlandfunk und Bayerischer Rundfunk haben über unser Anliegen berichtet:

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1. Die rechtliche Ausgangssituation

Die überall zu beobachtende Außendämmung von Bestandsgebäuden hängt mit der von der Bundesregierung erlassenen Energieeinsparverordnung (kurz EnEV) zusammen, die es in dieser Form seit 2002 gibt und deren letzten Überarbeitung aus dem Jahr 2009 stammt. In der EnEV ist festgelegt, dass die darin vorgeschriebenen Energieverbrauchseinsparungswerte bei Altbauten eingehalten werden müssen, wenn mehr als 10% der Bauteile der Fassade erneuert werden. Außnahmen der strikten Vorgaben sieht der § 24 der EnEV vor. Darhin heißt es: „Soweit bei Baudenkmälern oder sonstiger besonders erhaltenswerter Bausubstanz die Erfüllung der Anforderungen dieser Verordnung die Substanz oder das Erscheinungsbild beeinträchtigen oder andere Maßnahmen zu einem unverhältnismäßig hohen Aufwand führen, kann von den Anforderungen dieser Verordnung abgewichen werden.“                                                                                                                                               Zwar schreibt die EnEV die Zerstörung von Altbaufassaden folglich nicht vor, doch sie bietet auch keinen Schutz vor unnötiger Zerstörung. Da nämlich im Bundesdurchschnitt nur etwa 3 % aller Gebäude denkmalgeschützt sind [zur Denkmalkarte von Berlin], die „besonders erhaltenswerte Bausubstanz“ nicht weiter definiert wird und die Außendämmung die einfachste und preiswerteste Maßnahme zur Energieeinsparung darstellt, ist – wie vielerorts bereits geschehen –  zu erwarten, dass in naher Zukunft sehr viele anspruchsvoll gestaltete Fassaden hinter dicken Dämmschichten verschwinden könnten. Einen (kleinen) staatlichen Anreiz für Eigentümer, energetische Maßnahmen bei stadtbildprägenden Gebäuden nicht auf die Außendämmung zu reduzieren, bietet lediglich das finanzielle Förderprogramm „Effizienzhaus Denkmal“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW):

2. Die negativen Auswirkungen auf Stadtbild und Baukultur am Beispiel Berlin

Wie das Wärmedämmverbundsystem historische Fassaden aller Bauepochen ruiniert und das Stadtbild banalisiert:

  • Solmsstraße 31 Steckbrief Sanierungsjahr: 2011 | Umgang mit Ursprungsfassade: Vollständige Entstuckung der intakten prächtigen Gründerzeitfassade in einem von Altbauten dominierten Straßenzug; Vernichtung der historischen Holzfenster | Sanierungsergebnis: lieblose und unambitionierte Sanierung;minderwertige Kunststoffornamente, Fenster sowie Montagebalkons verunstalten die Ansicht; einziges Originalrelikt der wärmegedämmten Fassade ist die Eingangstür; neben der Vernichtung einer stadtbildprägenden Fassade offenkundiger Qualitätsverlust, der sich auf die gesamte Umgebung negativ auswirkt | Die sanierten Wohnungen wurden von Ziegert Immobilien vertrieben, die auf ihrer Internetseite schrieben: “Auch optisch bietet sie [die Solmsstraße] durch eine lückenlose Stuckfassadengestaltung ein schönes Bild!” Das war einmal…
  • Trelleborger Ecke Schonensche Straße Steckbrief: Sanierungsjahr: 2011 | Umgang mit Ursprungsfassade: noch intakte Stuckfassade mit Jugenstilornamentik wurde komplett zerstört | Sanierungsergebnis: lieblos und billig; anstelle von filigranem Fassadenschmuck dominieren einfache flächigen Putzflächen  | Eigentümer: Gesobau; Verantwortliches Architektenbüro: Schröder + Ringkamp
  • Salzbrunner Straße 17 Steckbrief Sanierungsjahr 2014 | Umgang mit Ursprungsfassade: Fassadenornamente wurden abgeschlagen, kleinteilige Sprossenfenster zerstört. | Sanierungsergebnis: Verlust von Gestaltungselemente bewirkt plumpes Aussehen. Altbaucharakter zerstört.
  • Helmerdingstraße 2-4 Steckbrief Sanierungsjahr: 2012 | Umgang mit Ursprungsfassade: Entfernung aller Fensterumrahmungen und Gesimse; Zerstörung der filigranen Sprossenfenster | Sanierungsergebnis: „Kernsanierung“ auf Ramschniveau mit Plakstikfenstern und Fensterbrüstungen aus dem Baumarkt; durch Aufstockung Verlust des charakteristischen Walmdaches
  • Luisenstraße 35 Steckbrief Sanierungsjahr: 2011 | Umgang mit Ursprungsfassade: Vollständige Vernichtung der historischen Fassade eines seltenen Hauses aus der Zeit der Nationalen Bautradition (frühe 1950er Jahre in der DDR) | Sanierungsergebnis: unambitioniert und wenig ansprechend; an die ursprüngliche Gestaltung erinnert nichts mehr | Verantwortliches Architektenbüro: Anne Lampen
  • Linienstraße 64-70 Steckbrief: Sanierungsjahr: 2011 | Umgang mit Ursprungsfassade: Zerstörung der typischen, Großtafelbauten gliedernden Fugenstruktur  | Sanierungsergebnis: nackte Putzflächen, die allein durch Fenster (nun Schießschartenoptik) und Balkone aufgebrochen werden; dadurch verstärkte Massigkeit des relativelangen Gebäuderiegels | Auftraggeber: WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte | Verantwortliches Architekturbüro: Fritsche Bau/Ison Bau
  • Rosenthaler Straße 71 Steckbrief: Sanierungsjahr: 2014 |Umgang mit Ursprungsfassade: Zerstörung der Eckbetonung, des gliedernden Fugenmusters und der abgestimten Farbgebung | Sanierungsergebnis: Düstere Farbgebung ohne jeglichen Gestaltungswillen.
  • Friedrichstraße 63 Steckbrief: Sanierungsjahr: 2015 |Umgang mit Ursprungsfassade:  Völlige Zerstörung der postmodern geprägten Fassade | Sanierungsergebnis: Schäbig und billig.

Das Wärmedämmverbundsystem im Berliner Stadtbild:  Schießschartenoptik, beschleunigte Alterung der Fassaden sowie Zerstörung von Gliederungs- und Schmuckelementen

Weiterführende Links zum Thema Wärmedämmung und Baukultur

Die Tagespresse: Bernhard Wiens: Die dritte Zerstörung, in: Telepolis vom 1. Februar 2015; Dankwart Guratzsch: Wärmedämmung ruiniert das Bild unserer Städte, in: Die Welt vom 26. November 2014; Robert Kaltenbrunner: Dämm oder stirb!, in: NZZ vom 14. Dezember 2011; Dieter Bartetzko: Zieht euch warm an, in: FAZ vom 6. Juli 2011.

Diskussion: Deutsche Stitung Denkmalschutz, Mai 2012: Denkmaldebatte „Energetische Sanierung“

Literaturtipp: Werner Architekten -WK.concept Stadt Frankfurt am Main, Energiereferat (Hrsg.): Energetische Sanierung von Gründerzeitgebäuden in Frankfurt, Frankfurt 2010. Zur kostenlosen Bestellung

3. Weitere Problematiken der Außendämmung

Wie die nachfolgende Quellen veranschaulicht, besitzt das Wärmedämmverbundsystem über eine Vielzahl an weiteren Nachteilen, die wirtschaftliche, soziale, gesundheitliche und Umweltaspekte betreffen.

Kritische Überblicksartikel

Selten wirtschaftlich

Brandbeschleuniger

Gefahren für die Umwelt

Risiken für die Gesundheit

Überstarker Lobbyismus

4. Unser offener Brief an der Regierenden Bürgermeister von Berlin vom 5. September 2012

Keine weitere Zerstörung historischer Fassaden durch Wärmedämmung

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister Wowereit,

als Bürger der Stadt Berlin möchten wir Sie auf eine Entwicklung aufmerksam machen, die uns zutiefst beunruhigt: die zunehmende Entstellung und Zerstörung historischer Berliner Hausfassa­den durch Außen-Wärmedämmung im Rahmen staatlich geförderter energetischer Sanierungen. Hier droht der Verlust eines unverwechselbaren Stadtbildes und die unwiderrufliche Beschädi­gung unseres Kulturerbes.

So werden beispielsweise mehr und mehr der vielerorts stadtbildprägenden gründerzeitlichen Stuckfassaden abgeschlagen. Die geglättete Hauswand verschwindet unter einer dicken Wärme­dämmschicht, die dann schlicht verputzt oder mit Kunststoff-„Stuck“ bestückt wird. Die Komple­xität und harmonische Anordnung des Vorzustandes ist auf immer verloren. Weitere Probleme sind bekannt (mangelnde Dauerhaftigkeit, ungeklärte Recyclingfähigkeit, Brandschutz, bauphysi­kalische und baubiologische Probleme innen und außen).

Es droht das durch Kriegszerstörungen, frühere Entstuckungswellen und Verfall bereits vielerorts stark dezimierte gründerzeitliche Berliner Straßenbild vernichtet zu werden. Der Ver­lust von dif­ferenzierter Schönheit und baukulturellen Werten geht einher mit einer Beeinträchti­gung von Le­bensqualität. Gründerzeitquartiere mit ihren ornamentreichen Fassaden werden heu­te als Wohn­orte äußerst geschätzt und aus guten Gründen in Reiseführern erwähnt. Und auch Bauten aus späteren Jahrzehnten droht durch die Wärme-Außendämmung die Zerstörung qualitätsvoller Fassadengestaltun­gen und damit ihres charakteristischen Erscheinungsbildes.

Beispiele massiver Beeinträchtigungen aus jüngster Zeit, die in anderen europäischen Hauptstäd­ten wie Paris undenkbar wären, sind die Häuser Solmsstraße 31 in Kreuzberg (Gründerzeitgebäu­de von ca. 1880), an der Trelleborger Straße Ecke Schonensche Straße in Pankow (Jugendstilge­bäude von ca. 1910) und Luisenstraße 35 in Mitte (Nationale Bautradition der frühen 1950er Jahre). Vorher-Nachher-Bilder finden Sie im Anhang dieses Briefes.

Keine Frage, die hinter energetischen Sanierungen stehende Intention, den Primärenergiever­brauch pro Wohneinheit zu senken, ist aus unserer Sicht voll und ganz unterstützenswert. Als sehr kritisch betrachten wir jedoch aus oben genannten Gründen die Anwendung des Wärme­dämmverbundsystems in städtebaulich sensiblen Bereichen trotz vorhandener Alternativen (u.a. passiv: Erneuerung der Heizanlagen, Fenster-, Innen-, Keller- und Dachgeschossdämmung; aktiv: zielgerichtete Erzeugung von mehr erneuerbarer Wärme).[1]

Die rechtlichen, planerischen und baulichen Möglichkeiten sollten auf allen Ebenen (Bund, Land, Kommune) und in allen Gestaltungsbereichen (Recht; Städtebau, Architektur; Fördermittel; Wär­meerzeugung) genutzt werden. Für Berlin heißt das aus unserer Sicht zunächst einmal, dass ein Konzept für die ganze Stadt und alle Quartiere erarbeitet werden müsste, um Fassadenzerstörun­gen stadtweit ein Ende zu setzen. Hier sehen wir auch Sie in der Pflicht, tätig zu werden und alle Ih­nen zur Verfügung stehenden Handlungsmöglichkeiten zugunsten der Erhaltung von Original­fassaden auszuschöpfen.

Wir würden uns freuen, Ihren Beitrag zur Erhaltung unseres kulturellen Erbes kennenzulernen.

„Initiative gegen die Zerstörung historischer Fassaden durch Wärmedämmung“,

Berlin, 5.9.2012

Weitere Empfänger:

  • Michael Müller, Bürgermeister und Senator für Stadtentwicklung und Umwelt
  • Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin
  • Dr. André Schmitz, Staatssekretär, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten
  • Prof. Dr. Jörg Haspel, Landeskonservator, Landesdenkmalamt Berlin
  • Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Dr. Franz Schulz, Bezirksbürgermeister Friedrichshain-Kreuzberg
  • Andreas Geisel, Bezirksbürgermeister Lichtenberg
  • Stefan Komoß, Bezirksbürgermeister Marzahn-Hellersdorf
  • Dr. Christian Hanke, Bezirksbürgermeister Mitte
  • Heinz Buschkowsky, Bezirksbürgermeister Neukölln
  • Mathias Köhne, Bezirksbürgermeister Pankow
  • Frank Balzer, Bezirksbürgermeister Reinickendorf
  • Helmut Kleebank, Bezirksbürgermeister Spandau
  • Norbert Kopp, Bezirksbürgermeister Steglitz-Zehlendorf
  • Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin Tempelhof-Schöneberg
  • Oliver Igel, Bezirksbürgermeister Treptow-Köpenick
  • Raed Saleh, Fraktionsvorsitzender SPD, Abgeordnetenhaus von Berlin
  • Florian Graf, Fraktionsvorsitzender CDU, Abgeordnetenhaus von Berlin
  • Ramona Pop, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, Abgeordnetenhaus von Berlin
  • Udo Wolf, Fraktionsvorsitzender Die Linke, Abgeordnetenhaus von Berlin
  • Christopher Lauer, Fraktionsvorsitzender Piratenpartei, Abgeordnetenhaus von Berlin
  • Berliner Morgenpost, Berliner Zeitung, B.Z., Tagesspiegel
  • SPIEGEL, Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung

[1] So heißt es auch, dass kompakte Altbauquartiere aufgrund ihrer baulichen Dichte, Bauweise und vielfältigen Nutzungen bereits einen wichtigen, aber oft übersehenen Beitrag zum Klimaschutz leisten (s. Expertengruppe Städtebaulicher Denkmalschutz).

Zur Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vom 16. Oktober

Offener Brief an die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte aufgrund der Außendämmung von Wohngebäuden nahe Alexanerplatz vom September 2014

14 Antworten zu “Initiative „Gegen die Zerstörung historischer Fassaden durch Wärmedämmung“

  1. Mein Name ist K.-D. Müller, ich bin Stuckateurmeister und Restaurator im Stuckhandwerk, Gesellschafter-Geschäftsführer der Firma K.Rogge Spezialbau GmbH, außerdem Obermeister der Baugewerks-Innung Berlin und stellv. Präsident der FG Bau Berlin Brandenburg, sowie Vorstandsmitglied der HWK-Berlin. Ich begrüße die Initiative und möchte sie gerne unterstützen.

  2. Ich finde die Initiative grandios

  3. Ihr habt meine volle Unterstützung! Ich bin Architekt, seit etwa zwei Jahren in Berlin, und entsetzt darüber, wie eine Satdt, die so viel seiner Bausubstanz während und besonders nach dem 2. Weltkrieg verloren hat, immer noch Harakiri mit seinem historischen bzw. charakteristischen Erscheinungsbild betreibt. So weit es meine Zeit und Möglichkeiten erlauben, würde ich mich freuen, aktiv zu werden. Bitte melden.

  4. Eine wunderbare Initiative! Hoffentlich wird sie immer bekannter und dadurch mehr Menschen für das Thema sensibilisiert. Wir erleben den Verlust von Baukultur nicht nur bei Stuckfassaden sondern auch bei Neubauten mit WDVS. Dass sich Immobilienbesitzer das Überkleben der Fassaden auch noch über Mieterhöhungen bezahlen lassen können ist ein Hohn. Wenn dem nicht so wäre, würden wir weniger davon erleben.
    Hier übrigens eine (von mir administrierte) Gruppe auf Flickr.com mit Fotos zum Thema „Wäremdämmpickel“: http://www.flickr.com/groups/1796345@N21/

  5. Kennst Du Realdania Byg (ehem. Realea)? Sie versuchen, historische Gebäude in Dänemark energieeffizienter zu machen, ohne dabei ihre kunsthistorischen Merkmale zu zerstören. Siehe z. B. http://www.realdaniabyg.dk/media/49234/Faestningens%20Materialgaard.pdf Vielleicht könnte man sie engagieren.

  6. Torsten Lehmann

    Die Initiative spricht mir aus dem Herzen. Ich würde mich gern engagieren.

  7. Ich freue mich über jede Initiative gegen den Sondermüll an unseren Fassaden. Das Stadtbild wird geprägt durch die Architektur jedes Hauses und genau das macht eine Stadt Lebenswert.
    Wenn Sie verbündete gegen diesen Wahnsinn suchen, dann sind Sie bei mir richtig. Seit langen befasse ich mich mit diesem Thema und habe viele Mitstreiter gefunden. Wir haben eine eigene Wärmedämmung in flüssiger Form entwickelt, die das Bild der Fassade nicht verändert und ohne Giftstoffe auskommt.

    Derek Dreikorn

  8. Marina Schinharl

    Marina Schinharl
    Ich wohne seit 13Jahren in einem Altbau von 1908, sieht von der Fassade nach Jugendstil aus. Letztens war eine Begehung der Verwaltung mit der Bank… habe Angst, dass diese schöne Stuckfassade einer Wärmedämmung weichen muss. Kann mann dagegen wirken, diesem Unsinn von Wärmedämmung ein Ende bereiten? War früher Bauzeichnerin, ich liebe die Alten Stuckfassaden, diese alten Bauten haben eine Ausstrahlung, sie bringen ein schönes Stadtbild. Ich danke den Menschen die sich dagegen wehren, ich habe Gedämmte Fassaden gesehen, nach kürzester Zeit gehen die Pseudo-Stuckellemente aus dem Leim, die Kannten lösen sich auf. Sieht Billig aus!!!

    Danke
    Marina Schinharl

  9. Ja, ja die Fassadendämmungen auch an Häusern aus den 50er Jahren. Da setzen sich offensichtlich mächtige Immobilienbesitzer durch. Und die Denkmalschutzbehörde entscheidet mal so, mal so. Unsere Gebäude aus den Jahren 1955, nicht allzu weit vom für die IBA 1957 konzipierten und unter Denkmalschutz stehenden Hansaviertel, sind mit einer Kachelfront umgeben, die bis zum ersten Stock reicht, dazu mit einem im Nachkriegs-Art-Deco gestalteten Eingangsbereich mit grünen und schwarzen, teils runden glasierten Kacheln ausgestattet. Auch die Trennung zwischen den Balkonen weist vertikal selbige grüne Kacheln auf. Welcher Hausbesitzer – ausser einem aus den Staaten – konnte sich noch einen derartigen Aufwand in den noch Nachkriegsjahren leisten? Diese Kacheln sollen nun im Rahmen einer Fassadendämmung in gut drei Wochen abgeschlagen werden. Die zuständigen Behörden haben nichts dagegen. Allerdings erst heutzutage, denn vor einigen Jahren erhielt der Besitzer des benachbarten Gebäudes, an dem selbe Kacheln – allerdings gelb, schwarz – vorhanden sind, die Auflage, gerade diese zu erhalten. Kaum zu verstehen! Zumal hier in Berlin gerade mal 7% der Gebäude aus den 50er Jahren unter Schutz stehen. Ausserdem kommt nunmehr noch hinzu, dass die Gebäudeeinheit schlichtweg „aufgelöst“ wird. Dort gelb-schwarze Kacheln mit passenden gelben Balkonen – und da die geplante Fassadendämmung ohne Kacheln mit bunten! zudem verkleinerten Balkonen. Einzig das Flachdach bleibt eine Einheit! Ach, nein, stimmt nicht, da soll aufgestockt werden! In Zukunft könnte man diese Gebäudeeinheit als „schlechtes“ Beispiel unsinnigem Fassadenwahns sehen und Touristen damit anlocken, so nach dem Motto: „Vorher – nachher – det is Berlin…!“

  10. Hallo, interessiert und geschockt habe ich heute erfahren, wie die Sanierungswelle mit den prächtigen Stuckfassaden in vielen Städten umgeht. Das macht micht sehr traurig. Ich bin relativ neu in Berlin und wie die meisten Leute bin ich ein großer Fan dieser alten Bausubstanz. Ich wollte fragen, wie die Entwicklung vorangeschritten ist. Geht es immer noch so weiter wie hier beschrieben oder merken die Bauherren etc. was sie da eigentlich machen (das Stadtbild zerstören)? Habe leider keine aktuellen Informationen (2017) finden können. Vielen Dank und echt gute Arbeit von euch!

  11. Simon Freiburg

    Ich bedaure, dass Neubauten noch mehr als die laut Fraunhofer Studien für die Einhaltung des Klimaschutzabkommens sinnvollen KFW 55 Standard haben dürfen. Auch denke ich, dass eine bei Neubau eingeplante Außendämmung keine bauphysikalischen Probleme macht.
    Bei Stuckfassaden ist eine Innendämmung (wenn, dann wohl nur mit Calciumsilikat-Platten) riskant und technisch noch nicht so im Griff. Schade, dass da nicht erst mal im großzügigen Maßstab geforscht und entwickelt wird. Einzelprojekte sind schon mal interessant: https://projektinfos.energiewendebauen.de/projekt/historische-fassaden-erfordern-spezielle-detailloesungen/

    Aber solange es weder eine großzügige Förderung gibt (nein, nicht nur 19%MWSt auf Isolationsmaterialien der besten Standards nehmen und dann großzügige 20% auf Antrag vielleicht erstatten) noch ein bewährtes technisches Konzept (wie Innendämmung mit Feuchtigkeitssensoren an den Holzbalkenköpfen und Lüftungsanlagen?) sollte man sich erst an den Stuck- und Schmucklosen Häuserfassaden, den Neubaustandards und dessen Förderung abarbeiten.

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